Eiszeiten-Landschaft
Die Gemeinde Unterreit wird geprägt von vier Landschaftsformen: Die Altmoränenhügel bei Grünthal als Überbleibsel der Riß-Eiszeit (ca. 130.000 Jahre). Das Wanger Schotterfeld und das Kirchreiter Tal als sichtbare Zeichen der letzten Würm-Eiszeit (ca. 20.000 Jahre). Aus dieser Eiszeit stammen als vierte Landschaftsform auch die Endmoränenhügel von Wang und Oberreith. Dort findet man viele große Gesteinsbrocken, die früher als ortstypisches Baumaterial für Häuser und Ställe benutzt wurden.
Wie kam es dazu? Der Würmgletscher aus den Alpen hatte zwei Fließrichtungen: Einerseits die jetzige Tiroler Ache entlang Richtung Trostberg ins Chiemseegebiet, andererseits dem jetzigen Inn folgend Richtung Wasserburg. Vor sich her schoben die Gletscher gewaltige Erdmassen, die sich nun als Jungmoränenring von Ebersberg über Haag bis nach Trostberg ziehen.
Die Gletscher schmolzen durch Erwärmung im Laufe der Zeit ab, es entstanden das Chiemseer und Rosenheimer Gletscherbecken mit gewaltigen Wassermassen. Das Wasser des Rosenheimer Gletscherbeckens durchbrach vor etwa 18.000 Jahren die Jungmoräne zwischen Attel und Gars und hat sich als Innfluss mit seinem mächtigen Schmelzwasser auf das heutige Flussbett eingegraben und die Landschaft der Gemeinde Unterreit gestaltet.
Stufenlandschaft
Die bogenförmigen Steilhänge des Inntals, die in verschiedenen Höhen liegen, sind durch Seitwärtsdrängen des mäandrierenden Flusses bei gleichzeitiger Tiefenerosion entstanden. Bei den Außenseiten des Flusses spricht man von Prallhängen, bei der gegenüberliegenden Innenseite des Flusses von Gleithängen. Auf dieser Seite lagerten sich in Tausenden von Jahren Unmengen von Kies, Geröll, Steinen und Findlingen in sieben Terrassen ab, die im Gemeindegebiet deutlich sichtbar sind. Als Beispiele können die Kirchreiter Stufe von Oberreith nach Unterreit oder die Stufe von Kochöd nach Am Reith genannt werden.
Schotterfelder
Die großen Kiesgruben in Gars Bahnhof oder in Grafengars zeigen es: Gräbt man die Innterrassen an, finden sich mächtige Kies- und Schotterfelder. Das abfließende Schmelzwasser des Ur-Inns hinterließ speziell in unserem Gemeindegebiet riesige Mengen an Kies und Schotter. Das größte Feld der Schotterebene erstreckt sich bei Wang mit Stadl als Mittelpunkt. Hier erreicht das Schotterfeld eine Mächtigkeit von über 100 Metern.
Toteiskessel
Speziell im westlichen Gemeindegebiet findet man eine Reihe eigentümlicher Senken: Mal rund, mal länglich, teils mit Wasser gefüllt, teils verlandet, teils auf Wiesen offen sichtbar, teils im Wald versteckt. Im Volksmund oft als Mösl benannt, handelt es sich hier um sogenannte Toteiskessel. Toteiskessel sind Überbleibsel des abschmelzenden Würmgletschers. Einzelne Gletscherblöcke wurden von Schmelzwasserströmen mit Schotter und Sand zugedeckt oder lagen im Moränenschutt begraben. Langsam schmolzen diese Toteisblöcke ab, die Erde sackte nach und ein Toteiskessel entstand. Bei hohem Grundwasserspiegel oder lehmigem Untergrund sammelte sich in den Kesseln Wasser, es entstanden kleine Weiher. Viele dieser Toteiskessel verlandeten im Laufe der Zeit oder wurden in jüngerer Zeit als Ablagerungsstätten für Bauschutt oder Müll verwendet und verschwanden in der Landschaft.
Einen hohen Wert besitzen die noch vorhandenen Toteiskessel als sichtbares und bedeutsames Zeichen einer eiszeitlichen Landschaft und ökologisch als schützenswerte Rückzugsorte für seltene Tiere und Pflanzen.
Nagelfluhsäule
Sie gilt als geowissenschaftlich bedeutendes und wertvolles Geotop, da vergleichbare Objekte im regionalen Umkreis nur selten vorkommen. Die Nagelfluhsäule, ein Relikt aus der Steinzeit, steht oberhalb des Innstauwerks Teufelsbruck.
Der Turm der Pfarrkirche in Grünthal wurde um 1450 aus Nagelfluh- und Tuffsteinen gebaut.